Selbstverständnis der „Vegesacker Neustadt“
Vegesacker Algorithmus
Der Altstadtbereich Vegesacks hat verschiedene städtebaulich eigentümliche Konstellationen die ihn wiedererkennbar machen und ihm eine eigenständige Identität geben. Der Entwurf für das Plangrundstück sucht diese Themen und greift sie auf um um den alten Hafen herum ein innerstädtisches Ganzes zu formen. Die aufgegriffenen Konstellationen sind:
– begrenzte Blick, keine Sichtachsen
– kurvige Straßen mit verspringender Fassadenlinie
– dreieckige Plätze als Folge von gewachsenen Wegebeziehungen
– eng gerahmte Fernblicke und Ausblicke
– bestimmte Straßenbreiten und Blockgrößen
Baukörper
Das Grundstück wurde durch seine hafenindustrielle Nutzung oft neu bebaut. Verschiede Maßstäbe haben sich abgewechselt und verschiede Räume entstehen lassen. Konstante waren die gereihten Sattel- und Sheddächer. Dieses immer wieder pragmatisch angewandte Thema wird auch in diesem Entwurf fortgesetzt. Aus der gereihten Dachlandschaft werden die präzise gesetzten Gebäude herausgestanzt, zusätzliches Leitmotiv wird dadurch eine angeschrägte Trauflinie. Alle Wohnungen haben Loggien, damit herausragende Balkone die Baukörper nicht stören, sondern die expressiven Gebäudekubaturen zur Geltung kommen.
Wegenetz und Blöcke
Die Konfiguration der Blöcke und der Wege ist eine Modifikation der natürlichen Wege, die sich über eine Brachfläche bilden würden. Die Baukörper lenken diese Wege dezent ohne sie zu verstellen. Der Fußgänger gibt hier den Maßstab vor und sorgt für eine intime Maßstäblichkeit. Auch mit dem Auto wird das Quartier erschlossen, durch eine schmale innerstädtische Straße, die einen authentischen städtischen Verkehrsmix erzeugt. Das Neue Quartier dockt an das umgebende Wegenetz an und verzahnt sich so mit der Umgebung.
Nutzungsverteilung
Das Quartier ist ein Stück Stadt und funktioniert wie eine Altstadt, die sich über die Jahrhunderte transformiert, ohne dass die Gebäude ausgetauscht werden müssen. Alle Häuser haben eine erhöhte Erdgeschosszone, die verschiedene Nutzungen ermöglicht. Vom gepflegten Ladengeschäft, über Wohnen mit besonderen Galeriewohnungen bis zum Parken von Autos. Selbst wenn die Räume in schwierigen Zeiten leerstehen sollten, sind sie durch die Höhe inspirierende Möglichkeitsräume.
Öffentlicher Raum
Das innere des Quartiers ist ein Netz aus kurzen Fußwegen und Plätzen. Der Maßstab und das Straßenprofil spiegeln die Konfiguration in der Vegesacker. Eine klare Blockstruktur sorgt für eine begrenzte Masse an Stadtoberfläche, die dadurch eindeutig als öffentlich definiert ist und stark frequentiert und belebt ist.
An Wegeknoten sind Platzaufweitungen gesetzt, die Raum für Aufenthalt und Gastronomie bieten.
Bahnhofsplatz
Der Platz ist der Auftakt zum Quartier und leitet durch einen trichterförmigen Versatz ins Quartier und die intime Maßstäblichkeit hinein. Der Platz versteht sich als Sammelpunkt und einladende Geste und nicht als Aufenthaltsort. Ein Bäcker als Versorger für das Umfeld bringt die Umgebungsbewohner und die „Neuen“ zusammen.
Hafenpromenade
Das Innere des Quartiers lebt eine innerstädtische Dichte, Kleinteiligkeit und Durchmischung. Die Außenseiten antworten der großmaßstäblichen Umgebung (Hafenbecken, Oase) angemessen mit geraden Kanten. Die Uferpromenade ist ein simpel terrassierter Garten mit Grasfläche, kleinen Bäumen und Spielplätzen. Zum Alten Speicher hin wird der Hochwasserschutz zum dreidimensionalen Platz. Zur definierten Dichte des Inneren gehört die klare Weitläufigkeit der maritimen Umgebung.
Quartiersplatz
Im Kern des Quartiers treffen sich verschiedene Laufwege. Der Quartiersplatz verlangsamt diese Wege und bildet den Treffpunkt der Nachbarschaft. Die Eingänge von Altenwohnen, Boarding-wohnen und der Kita beleben den Platz zu allen Tageszeiten.
Abendplatz
Der Platz lässt eine Blickbeziehung zwischen Quartiersplatz und Altstadt zu. Aus beiden Plätzen entsteht ein Kontinuum. Der Abendplatz liegt ab Nachmittag in der Sonne und wird von einem Café mit Hafenblick bespielt.
Forum
„Die letzten 100m der maritimen Meile“
Der große öffentliche Raum bildet das Finale der maritimen Meile. Im Fokus der Neubauten steht der alte Speicher als besonderes Haus und wird in die Neubaugruppe integriert. Der Weg kann ganz natürlich zum Einkaufszentrum fließen; der geordnete Freiraum bietet durch seine Aufenthaltsqualitäten die Möglichkeit für großmaßstäbliche Veranstaltungen. Das Kino sucht die Nähe zum Einkaufszentrum und zieht Besucher vom Bahnhof und aus Vegesack ind die vegesacker Neustadt. Der Hochpunkt bildet maßstäblich eine integrative Antwort auf das große Volumen des Einkaufszentrums und bildet eine Höhenlinie mit Grohner Düne und den Werfthallen der anderen Weserseite.
Gesicht zum Park
Zum Park bildet das Quartier eine ruhige Platzkante aus und stärkt das Grün als Stadtgarten. Großzügige Achsen verzahnen das Grün mit dem Quartier.
Verkehr
Durch die Nähe zum Bahnhof fällt der Verzicht auf das Auto besonders leicht. Das Carsharingkonzept unterstützt das. Die geplante Anzahl der Stellplätz könnte weiter Reduziert werden, Parkbereiche können mittelfristig zu Wohn- oder Gewerbeflächen umgebaut werden.