Motive des Bremer Hauses

Lageplan

Wohnungsmix

Grundrissvarianten

Grundriss Erdgeschoss

Grundrisse Nordzeile

Grundrisse Querstraßen

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1. Anerkennung im Wettbewerb:

Neues Bremer Haus

Reihenhäuser im Neuen Kaffeequartier

Aus dem Protokoll der Jury:

„Durch die geschickte Anordnung der Treppenläufe braucht die Erschließung weniger Platz als es ihre großzügige Raumwirkung vermuten lässt. (…) Die teilweise angenehm nutzungsneutralen Grundrisse orientieren sich am Bremer Haus mit den Qualitäten des Durchwohnens von der Straße bis zum Hof.“

„Der Straßenraum ist differenziert und kann gut als Spielstraße und Nachbarschaftsort zur Qualität des Wohnens in den Häusern beitragen. (…) Die Fassaden sind klar strukturiert und machen die einzelnen Häuser gut ablesbar. (…) Die Erschließung ist durch die einläufige Treppe und die Zugänglichkeit von der Straßen- und Hofseite räumlich spannend und zeigt Altbauqualitäten im Neubau. (…)“

Die gründerzeitlichen Stadterweiterungen Bremens sind geprägt durch einen Haustyp: das Bremer Haus. Diese Häuser sind mit kleinen Variationen prinzipiell immer gleich organisiert. Im Inneren führt eine einläufige Treppe in der Verlängerung der Eingangsachse in die Obergeschosse, einseitig sind zwei Zimmer an diese Erschließungsspange angegliedert, die im Hochparterre oft durch eine große doppelflügelige Tür miteinander verbunden sind. In den Obergeschossen ist die Verbindung häufig aufgehoben.

Der Entwurf für die Reihenhäuser im Neuen Kaffeequartier macht sich die innenräumlichen Qualitäten des Bremer Hauses zunutze und erweitert sie für eine flexiblere Belegung. Das Neue Bremer Haus übernimmt von seinen Vorfahren die nutzungsneutralen Zimmer, die ob ihrer Größe sowohl als Arbeitszimmer, wie auch zum Wohnen oder mit Blick auf sich ändernde Arbeitswelten als Kombination von beidem gebraucht werden können. Der Entwurf ergänzt diese positiven Qualitäten um eine Pufferzone zur Erschließungsspange, die den alten Bremer Häusern fehlt und ihre Nutzung als Mehrfamilienhaus merklich einschränkt: hier fiel man all zu oft wortwörtlich mit der Tür ins Haus.

Im Neuen Bremer Haus verfügen allen Wohnungen, neben der Einheit Kochen/Essen/Wohnen, über ein großes Zimmer, das vielfältig genutzt werden kann. Im unteren Bereich der Häuser sind durchweg Maisonette-Wohnungen angeordnet, also die größeren Wohneinheiten. Lebensgemeinschaften wie Familien mit Kindern genießen von dort einen direkten Zugang in den gemeinsamen Garten.

Die oberen Geschosse werden im räumlichen Ausgleich dazu mit höheren Decken ausgeführt. Galeriegeschosse dienen als Erweiterung der Wohnfläche und bieten zusätzliche Flexibilität in der räumlichen Nutzung. Diese Besonderheit drückt sich auch nach außen in den Fassaden aus.

Gemeinsam bilden die einzelnen Häuser ein Ensemble, das sich zu einem homogenen urbanen Bild fügt. Zwischen Straßenraum und Häuserzeile sorgt ein halböffentlicher Raum als Pufferzone, die gleichermaßen als außenräumliche Erweiterung des Wohnraums funktioniert – etwa als Platz für Sitzgruppen, Bänke oder Vorgärten – wie als Organisationshilfe des Alltags, da sich hier eingehauste Müllsammler und Fahrradstellplätze finden. Wie beim alten Bremer Haus sind die Zugänge durch besondere architektonische Elemente betont: Wo früher ein Säulenportal den Hauseingang markierte, schwingt nun organisch ein Dach hervor.

Die Treppen dahinter verlaufen über die gesamte Haustiefe. Von hier sehen die Bewohner:innen schon beim Betreten des Hauses Himmel und Garten auf der anderen Seite des Gebäudes. Damit wird die vermeintliche Erschließungszone zum Mehrwert für die Hausgemeinschaft, wo der Weg in die Wohnung und nach draußen zum kommunikativen Begegnungsraum aller wird. Der Garten rückt auch visuell ins Zentrum der Wohnanlage. Seine großzügigen, naturbelassenen Obstwiesen sind das gemeinsame Element des Quartiers und dienen den Bewohner:innen als Erweiterung des Privaten. Auf zwei Wegen im Süden und Norden des Areals ist dieser Naturraum inmitten der neuen Stadt für alle begeh- und damit erlebbar.

Neues Bremer Haus
Entwurf von Reihenhäusern in Bremen
Standort: Johann-Jacobs-Straße, 28217 Bremen
Bauaufgabe: Wohnhäuser
Projektgröße: 61 Häuser mit 134 Wohneinheiten
Status: Entwurf
Art des Verfahrens: Beschränkter Realisierungswettbewerb (Anerkennung)
Planungs- und Bauzeit: 2021
Abbildungen: Wirth Architekten