Horizonterweiterung
Ein Wohnhaus aus den 1990er-Jahren genügte den Ansprüchen des Bauherrn nicht mehr, sodass es erweitert werden sollte. In einem charmant bewachsenen Garten galt es, dem empfundenen Manko vieler kleiner Öffnungen im Bestandsbau zu begegnen, Licht und Sonne ins Haus zu holen, innen und außen zu verbinden.
Der kleine Neubau besetzt die freie Südwestecke des Altbaus und zeigt sich bewusst als neues Objekt. Ein Fremdkörper, der dem vorhandenen Bau – einem Symbionten gleich – dabei hilft, seine bisherigen Schwachstellen zu überwinden. Über zwei Geschosse nimmt der Anbau exakt die Höhe des Krüppelwalms des Altbaudachs auf, zeigt sich in seiner Materialität aber deutlich as not found und kehrt damit die Devise von Allison und Peter Smithson um: Das Gewöhnliche ist vor Ort, das Ungewöhnliche kommt dazu. Dadurch eröffnen sich dem Haus und den darin Wohnenden neue Perspektiven, der bis dato durch ausschließlich kleine Öffnungen begrenzte Horizont weitet sich. So kommt nicht nur Licht ins Haus, es ermöglichen sich auch innenräumlich bislang nicht vorhandene Wege und Blickbeziehungen, ein, die Räume des Erdgeschosses verbindender Rundweg entsteht.
Metallbedampfte und motorisiert betriebene, großformatige Vorhänge sorgen bei Zeiten für den notwendigen Sonnenschutz. Sie bilden eine optische Schwelle zwischen innen und außen, zwischen Garten und Haus, die nach individuellem Empfinden der Bewohner konfiguriert werden kann. Der schöne Garten als Erweiterung des Lebensraums der Hausbewohner tritt nun auch innenräumlich wahrnehmbar in eine tatsächliche Korrespondenz mit Wohnräumen des Altbaus.
Horizonterweiterung
Neubau eines Wintergarten-Anbaus in Bremen
Standort: 28355 Bremen
Bauaufgabe: Wintergarten-Anbau
Bauherr: privat
Projektgröße: 20qm, 120 Kubikmeter umbauter Raum
Status: realisiert
Art der Beauftragung: Direktauftrag
Planungs- und Bauzeit: 2017–2019
Leistungsphasen: 1–8
Fotos: Caspar Sessler