Wohnen im Kaffeequartier

Bremen - Überseestadt

Laubengang

Referenzen

Herleitung

Haus A - Süden

Haus B - Süden

Grundriss EG - Haus A - Kindergarten

Grundriss EG - Haus B - Gewerbe & Inklusive WG

Regelgeschoss - Haus A

Regelgeschoss - Haus B

Staffelgeschoss - Haus A

Staffelgeschoss - Haus B

Haus B - Norden

Haus A - Norden

Treppenhaus

Schnitte Haus A & B

Wohnungstypen

Fahrradkeller

Wohnbebauung mit Kita, Ladenlokalen und Wohngruppe

Kaffeequartier

„Die Qualität der Wohngrundrisse der Arbeit ist (…) singulär und darf als tatsächlich innovativer Vorschlag zur Weiterentwicklung der Grundrisstypologie des geförderten Wohnungsbaus gewertet werden.“
-Bewertung der Wettbewerbsjury

In der Bremer Überseestadt werden verschiedene aktuelle Themen verhandelt. Wie baut sich eine Stadt weiter? Wie geht eine Stadtgesellschaft mit ehemals industriell genutzten Flächen um? Zwischen altem Hafenbecken und der Bremer Kernstadt wurde von Nordosten nach Südwesten ein verbindender Park als neue grüne Magistrale angelegt. Seiner Ausrichtung folgend bildet der Neubau einen deutlichen außenräumlichen Abschluss zwischen den neuen Wohnbauten und diesem Grünraum. Einem maschinell fabrizierten Element gleich adaptiert der Entwurf dabei die Struktur traditioneller Schuppen und überträgt diese am Ort historisch vertrauten Architekturen in unsere Zeit. Durch die Überlagerung der repetitiven Struktur mit dem Ort ergibt sich eine asymmetrisch geschnittene Figur aus zwei Baukörpern, die durch die Gleichförmigkeit der Dachlandschaft und einer verbindenden Brücke im Bereich des Staffelgeschosses räumlich wie formalästhetisch zusammengehalten wird.

Der südwestliche Bauteil nimmt im Erdgeschoss einen Kindergarten auf, der nordöstliche die Räumlichkeiten einer inklusiven Wohngemeinschaft, in der Studierende – Menschen mit wie ohne Behinderung – zusammenwohnen. Durch drei Ladenlokale öffnet sich das Haus zur Straße und sorgt für eine angemessene Öffentlichkeit und die Verbindung von Haus und diesem neuen Stück Stadt. Im gesamten Obergeschoss wird eine Wohngruppe Quartier beziehen. Die hier baurechtlich vorgeschriebene Staffelung des Baukörpers wird als offener Laubengang uminterpretiert, der von der Wohngruppe für Kollektivgärten und gemeinschaftliche Außenräume genutzt werden wird.

Auf den beiden Geschossen dazwischen werden fünf unterschiedliche Wohnungstypen zwischen 30 und 75 Quadratmetern mehrfach kombiniert. Durch die Wohnungsgrößen bleiben die Mietpreise – auch im Bereich des geförderten Wohnbaus – merklich erschwinglicher als Vergleichsobjekte. Durch die Ansiedlung von Mietwohnungen wird im Gesamtbereich der Überseestadt mit einer Vielzahl von Eigentumswohnungen eine notwendige städtische Durchmischung erreicht. Zentrales Element der insgesamt 72 Wohnungen ist jeweils ein Versorgungskern, der die Wohneinheit durch ein innenliegendes Badezimmer und Garderobe räumlich gliedert und einen Rundlauf durch die gesamte Wohnung erlaubt. Durch eine große Schiebtür lassen sich zwei kleinere Zimmer zu einem großen Raum zusammenschalten. Jeder Wohnung ist unabhängig von ihrer Größe eine eigene Loggia als privater Außenraum zugeordnet.

Die verschiedenen Wohnformen sind um insgesamt vier Treppenhäuser gruppiert, die Durchblicke über die Geschosse hinweg ermöglichen und durch ihre Lage sowie die Konfiguration der Eingänge Begegnungen und damit ein tatsächliches Miteinander ermöglichen. Ein Ansatz, der auch die Wettbewerbsjury überzeugte, die ihn ihrem Protokoll vermerkte: „Die Anordnung der Erschließungsflächen und die Ausgestaltung der Treppenhäuser bilden interessante, für Gemeinschaft und Begegnung einladende Räume. (…) Die Arbeit stellt einen funktional und gestalterisch sehr interessanten und ausgewogenen Beitrag zum Wohnen in der Überseestadt dar, der einen hohen Wiedererkennungswert aufweist. Zudem entwickelt sie im vorgegebenen funktionalen Wohnungsschlüssel einen zukunftsorientierten Mehrwert zum Thema Wohnen und Gemeinschaft.“

Im Keller des Hauses befindet sich ein, durch eine großzügige Rampe erschlossener, gemeinschaftlicher Fahrradkeller. Um seine Bedeutung für das Haus im Speziellen zu betonen und um den Blick auf das Thema Verkehrswende im Allgemeinen zu lenken, wird er durch Licht und Farbe als ein besonderer Ort inszeniert. Auch Südfassade und das Dach, als fünfte Fassade, spiegeln die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen wider: Die Fassadenbänder der Südseite werden durch Photovoltaikelemente akzentuiert, die im Wechsel mit den Fenstern das Gebäude gliedern. Die Dachhaut selbst wird aus Photovoltaikelemente gebildet. So werden diese sonst oftmals bloß applizierten Bauteile selbst raumwirksame Elemente des Entwurfs und damit tatsächlich Teil der Architektur. 36 Erdsonden machen das Haus mit ihren 200 Metern Tiefe dank Geothermie energieautark.

Kaffeequartier
Neubau eines städtischen Wohn- und Geschäftshauses
Standort: Am Kaffee-Quartier, 28217 Bremen
Bauaufgabe: Mehrparteien-Wohnhaus mit geförderten Wohnungen, 3 Ladenlokalen, Wohngruppe und Kita in Bremen
Bauherr: Gewoba AG
Projektgröße: 72 Wohneinheiten, Kita, Ladenlokale
Status: in Bearbeitung
Art der Beauftragung: Wettbewerb
Planungs- und Bauzeit: 2020ff.
Leistungsphasen: 1–4, Leitdetails