Holzrotonda
450 Jahre nach dem der in Padua geborene Architekt Andrea Palladio sich über die Unterschiede von Stadt- und Landhäusern ausgelassen hat, sind aus Edelmännern Bauherr:innen geworden, aus der Villa ein „größeres, (…) am Stadtrand liegendes Einfamilienhaus“, wie der Duden anno 2021 zu berichten weiß. In Deutschland nimmt die Zahl dieser freistehenden Wohnhäuser, die längst nicht mehr nur von einer Familie, sondern von Lebensgemeinschaften verschiedenster Konstellationen bewohnt werden, seit 2001 kontinuierlich zu. Inzwischen stehen hierzulande 16,02 Millionen dieser Gebäude (Stand 2020) und jedes von ihnen benötigt Boden. Diese, bei einer Großzahl der Deutschen immer noch beliebteste Wohnform steht also in einem Gegensatz zum Wissen um die Endlichkeit der zur Verfügung stehenden Ressourcen.
Die Holzrotonda trägt dem Rechnung, in dem ihr Fußabdruck im wahrsten wie im übertragenen Sinne minimiert ist. Jedes herkömmliche Haus berührt mit dem Erdgeschoss den Boden, dringt in einigen Fällen mit einem Keller in ihn ein. Deswegen reduziert der Entwurf den umbauten Raum im Erdgeschoss und nimmt um eine zentrale, gewendelte Treppe eine Garderobe, ein Gäste-WC und ein Abstellraum auf. Auch der CO2-Fußabdruck der Holzrotonda ist klein. Durch die geringe Standfläche konnte der Einsatz von Beton und Dämmstoff auf ein Mindestmaß reduziert werden. Die Fassade verzichtet bewusst auf den ortstypischen Chic schwerer, gebrannter Verblendmaterialien, die in Herstellung und Anlieferung negative Einflüsse auf die Gesamtenergiebilanz der Holzrotonda hätten. Im Inneren wurden weder Installationsschichten noch Verkleidungen mit Gipskarton verbaut. Dies und der Verzicht auf Verbundwerkstoffe macht einen potenziellen Rückbau und eine Anschlussverwertung im Sinne des Cradle-to-Cradle-Prinzips möglich.